Prof. Köhler in der ARD-Sportschau zu „RED-S – die schleichende Gefahr?“

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Prof. Dr. Karsten Köhler äußerte sich als Experte im Sportschau-Beitrag zum Red-S-Syndrom
Das Red-S-Syndrom resultiert aus einer niedrigen Energieverfügbarkeit als Folge von Übertraining und einer negativen Kalorienbilanz

Prof. Dr. Karsten Köhler, Leiter der Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit, war am 7. November in einem Sportschau-Beitrag der ARD zu sehen. Unter dem Titel „RED-S – die schleichende Gefahr?“ äußerte sich der Ernährungswissenschaftler zum “Relative-Energie-Defizit im Sport“ (RED-S), das aus einer niedrigen Energieverfügbarkeit als Folge von Übertraining und einer negativen Kalorienbilanz resultiert. Zudem war er am 12. November in einem Radiobeitrag von rbb Inforadio mit dem Titel „Das Red-S-Syndrom“ zu hören.

„RED-S ist ein Syndrom, das wir bei Sportlerinnen und Sportlern beobachten, die, um alle Körperfunktionen abdecken zu können, nicht ausreichend Energie zur Verfügung haben“, so Prof. Köhler. „Das heißt, im Normalfall sehen wir, dass die Leute viel trainieren und dazu relativ gemessen nicht ausreichend Energie über die Nahrung aufnehmen.“

Die Ursachen von RED-S sind also zu viel Training und eine im Verhältnis zu geringe Energieaufnahme. Eine Essstörung kann hierbei nur eines von vielen Symptomen sein, Antriebslosigkeit oder gar Depressionen sind als Folgen ebenfalls denkbar.

Prof. Köhler sieht in dem Syndrom eine unterschätzte Gefahr und befürchtet, dass es hier eine gewisse Dunkelziffer gibt: „Generell werden Zahlen zwischen 20 und 30 Prozent geschätzt, die ich für realistisch halte, und bis zu 60 Prozent in Risiko-Sportarten.“

In dem Sportschau-Beitrag äußern sich auch die Profi-Triathletin Lea Sophie Keim, die Amateur-Triathletin Anja Kern und die Marathonläuferin und Olympia-Teilnehmerin Deborah Schöneborn über ihre Erfahrungen mit RED-S. Anja Kern geriet mit dem Syndrom sogar an einen mentalen Tiefpunkt. „Am Ende war ich wirklich suizidgefährdet, weil ich keine Perspektive mehr gesehen habe, und weil ich nicht wusste, was die Gründe der tiefen Lethargie waren. Die habe ich nicht zusammengebracht mit RED-S, gar nicht”, erklärt Kern. Die Folgen des Syndroms können irreparabel sein, so können Frauen durch RED-S auch sogar unfruchtbar werden.

Der ehemalige Duathlon-Weltmeister und heutige Trainer Simon Hoyden kritisiert den Umgang mit Athlet_innen: „Bestimmt die krassesten waren die letzten Jahre in meiner Leichtathletik-Laufbahn, als ich gehört habe, dass ein Trainer – heute in Position Bundestrainer – zu jüngeren Frauen gesagt hat: Ihr müsst abnehmen, um schneller zu werden. Das kann halt einfach nicht sein.“

Auch aufgrund solcher Beispiele sieht Prof. Köhler dringenden Handlungsbedarf: „Wenn wir das Problem nicht in den Griff bekommen – und zwar systematisch –, dann wird es immer wieder Athletinnen und Athleten geben, die durch das Raster fallen, die chronisch verletzt sind und ihre Leistungsfähigkeit nicht abrufen können und die im Zweifelsfall dann auch ihre Karriere beenden müssen.“

Der Deutsche Olympische Sportbund teilte gegenüber der ARD-Sportschau mit, dass er sich kontinuierlich mit dem aktuellen Stand der Forschung befasse. Konkrete Maßnahmen bei gemeldeten Verdachtsfällen durch die Landesverbände trage der DOSB mit.

 

Zum TV-Beitrag „RED-S – die schleichende Gefahr?“ der ARD-Sportschau

Zum Radio-Beitrag „Das RED-S-Syndrom“ von rbb Inforadio

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Kontakt:

Prof. Dr. Karsten Köhler
Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München

Telefon: 089 289 24488
E-Mail: karsten.koehler(at)tum.de

 

Text: Romy Schwaiger
Fotos: „ARD-Sportschau“